Gustav Ziegler

Student der Medizin. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1917    † 1944

 

Lebenslauf

Gustav Ziegler wurde am 30.5.1917 in Wien geboren. Er war Student der Medizin. Von 1934 - 1938 war er Mitglied einer katholischen Studentenverbindung.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 25. 11. 1943 wurde Gustav Ziegler verhaftet und am 23. 6. 1944 zum Tode verurteilt. Am 30.8.1944 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.

Aus dem Urteil

„Zu dem Bekanntenkreis des Angeklagten gehörte seit langer Zeit sein ehemaliger Mitschüler Hermann Eder, der (…) jetzt als Oberleutnant im Wehrmachtdienst steht. Im Juli 1943 trafen beide auf einer Eisenbahnfahrt im Zuge von Wien nach Krems zusammen und kamen hier in ein Gespräch, das auch politische Fragen berührte. Als Eder den Angeklagten fragte, ob er schon die Doktorprüfung bestanden habe, entgegnete dieser, er sei nicht so dumm, jetzt das Studium zum Abschluss zu bringen, damit er irgendwo nach dem Osten gesteckt werde. (…) Der Krieg sei für uns ver­loren. Unsere Propaganda baue sich nur auf Lügen auf und bezwecke die Irreführung des Volkes. (…) Am 7. Oktober 1943 traf der Angeklagte den Zeugen Eder in Wien auf der Straße. Er brachte das Gespräch sogleich wieder auf die Kriegslage und fragte Eder, was er zu den Absetzbewegungen im Osten meine, ob er, der Angeklagte, mit seinen Prophezeiungen im Juli nicht recht behalten habe. (…) Es würde sich ein November 1918 wiederholen, er für seine Person fürchte allerdings in diesem Falle nichts. Dagegen glaube er bestimmt, dass Eder erschossen werden würde. Schließlich gab er seiner Meinung dahin Ausdruck, dass die sowjetischen Verhältnisse ganz anders seien, als sie uns beschrieben würden; in Wirklichkeit seien sie ganz harmlos und würden nur aus Gründen der Propaganda als gefährlich und verabscheuungswürdig hingestellt. Eder versuchte auch diesmal den Angeklagten aufzuklären, hatte damit aber keinen Erfolg. Da er zu der Überzeugung kam, dass Ziegler ein ausgesprochener Gegner des nationalsozialistischen Reichs geworden sei, erstattete er die Anzeige.“

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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